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Brechsucht

Bulimia nervosa oder Brechsucht ist weniger gefährlich als Magersucht, weil die Betroffenen meist noch knapp ein Normalgewicht halten (BMI=20). Allerdings wenden die Betroffenen unverhältnismässig viel Zeit für dereguliertes Essen (in kurzer Zeit wegen Heisshunger sehr grosse Mengen) auf und erbrechen dann regelmässig aus Angst vor einer Gewichtszunahme. Körperschemastörungen, übermässige sportliche Aktivitäten, Suchtverhalten (Dulcolax etc.) sind oft ebenso zu beobachten. Folgen können sein: Scham, Niedergeschlagenheit, Ängste, Selbsthass, viel Geld ausgeben für das Essen, Schwellung der Speicheldrüsen, Zahnschäden sowie Entzündungen.
  • Behandlung

    Das ambulante tagesklinische Therapieangebot des 8-Wochen-Programms beinhaltet:

    • Wöchentlich durchschnittlich 6 therapeutische Stunden (Gruppen- und Einzelpsychotherapie, Ergotherapie)
    • Physio- und Sporttherapie einzeln und in der Gruppe 4 Stunden wöchentlich
    • Entspannungstraining nach Jacobson
    • Selbtsicherheitstraining nach Ullrich (Nein-sagen, Soziale Kontakte knüpfen) 1 Stunde wöchentlich
    • Computertrainingsmethoden 1 Stunde wöchentlich

    Dabei legen wir besonders Wert auf

    • Beachtung des Sozialverhaltens in der Gruppe
    • Videokonfrontationen (Veränderung der Körperschemastörungen)
    • Expositionsübungen (Essen in Restaurant) sowie Versuch, das Essverhalten durch Essprotokolle zu rhythmisieren
    • Einleitung von sozialmedizinischen Massnahmen (Berufsberatung, Hilfestellungen bei Berufs- und Ausbildungs- und finanziellen und Wohnort-Fragen, etc.).

    Falls indiziert werden auch medikamentöse Therapien z.B. mit Fluctine (SSRI) eingesetzt. Dies in Rücksprache mit den vor- und nachbehandelnden Ärzten.

    Einzeltherapeutisches Angebot

    Gewichtsprogramm und Einzeltherapie nach Bedarf.

  • Therapieziele

    • Dauerhaftes Sistieren des Ess-Brechverhaltens
    • Gewichtsstabilisierung
    • Verhinderung von Folgeerscheinungen.

    Dazu arbeiten wir mit der Patientin zunächst in einer ersten Prozessphase:

    • an der Therapiemotivation
    • an der Compliance
    • am vertieften Verständnis der Problem- und Krankheitszusammenhänge
    • am Zugang zur körperlichen Erlebnisfähigkeit über Sport- und Physiotherapie.

    Diese erste Prozessphase kann sich über einen längeren Zeitraum, oft sogar über die gesamte Dauer der 8 Wochen erstrecken. Das bedeutet, dass Symptomfreiheit nicht erreicht wird, aber das Bewusstsein für weitere therapeutische Schritte geschaffen worden ist.

    Abhängig von der Persönlichkeitsstruktur und den kognitiven Fähigkeiten kann ferner an der Introspektionsfähigkeit, an der Konfrontierbarkeit und an der Konfliktfähigkeit gearbeitet werden.

    Wissenschaftlich zu erwartende Erfolgsrate

    Nach den harten Kriterien (kein Erbrechen, keine Laxantien, keine Gewichtsabnahme) bei ambulanten Therapien der Bulimia nervosa (Fairburn, 1993) ergeben sich folgende Resultate:

    • Von 10 Patienten brechen im ambulanten Setting zwischen 30-50% die Therapie ab.
    • Von den verbleibenden Patienten sind etwa 40% bei Therapieende, etwa 30% 1 Jahr nach der Therapie noch symptomfrei.
    • Kognitiv-behaviorale Therapie ist der interpersonellen Therapie überlegen (Agras et al., 2000). 45% sind nicht mehr bulimisch nach der Behandlung. 1 Jahr danach sind IPT und CBT gleichwertig (40% sind nicht mehr bulimisch).
    • Kognitiv-behaviorale Gruppentherapie ist effektiv (Polnay, A. et al., 2013)

Literatur Brechsucht

Agras, W.S., Walsh, T., Fairburn, C.G., Wilson, G.T., Kraemer, H.C. (2000). A multicenter comparison of cognitive-behavioral therapy and interpersonal psychotherapy for bulimia nervosa. Arch. Gen. Psychiatry, 57(5), 459-66.

Fairnburn, C.G., Jones, R., Peveler, R.C., Hope, R.A., & O’Connor, M. (1993). Psychotherapy an bulimia nervosa: The longer-term effects of interpersonal psychotherapy, behaviour therapy an cognitive behaviour therapy. Archives of General Psychiatry, 50, 419-429.

Polnay A, James VA, Hodges L, Murray GD, Munro C, Lawrie SM.(2013). Group therapy for people with bulimia nervosa: systematic review and meta-analysis. Psychol Med.,15:1-14.